3500 neue Bäume und etwas Digitalisierung

In einem früheren Beitrag habe ich über die Auswirkungen des Klimawandels auf München berichtet. 2020 hat der Deutsche Wetterdienst in einer Studie die Anzahl der Hitzetage mit mehr als 30 Grad in der Münchner Innenstadt seit 1955 erfasst:

Zunahme der Hitzetage in der Münchner Innenstadt mit mehr als 30 Grad (Quelle: DWD Studie)

Der sich beschleunigende Trend ist unverkennbar. Daher hat der Stadtrat zur Klimaanpassung im Oktober 2020 alle 25 Bezirksausschüsse gebeten, Vorschläge für Standorte zusätzlicher Baumpflanzungen einzureichen. Die Ergebnisse wurden am vergangenen Dienstag dem Bauausschuss vorgestellt.

Gemäß den Vorschlägen des Baureferats sollen in den nächsten Jahren auf öffentlichen Flächen Münchens 3500 zusätzliche Bäume gepflanzt werden. 2000 Bäume werden in bestehenden Grünanlagen oder im sogenannten „Straßenbegleitgrün“ untergebracht. Die Kosten liegen bei etwa 5000 EUR pro Baum, wobei dieser Betrag auch die Pflege in den ersten Jahren abdeckt.

Deutlich teurer sind ca. 1500 Neupflanzungen im verdichteten Stadtgebiet, wenn bislang versiegelter Straßenraum umgestaltet werden muss – auch auf Kosten von Parkplätzen. Allerdings kommt gerade diesen Bäumen eine besondere Bedeutung für das Stadtklima zu, da sie mit ihrer Verschattung und Feuchtigkeit die Hitze dämpfen. Das Baureferat legt für jeden Baum Pflanzgruben mit einem Volumen von bis zu 36 m³ an, die mit einem wasserspeichernden Substrat gefüllt werden. Damit soll sichergestellt werden, dass der neue Baum bis zu 20 Tage ohne Regen oder Bewässerung durchhält. Wenn man an die Dürresommer in den letzten Jahren zurückdenkt, erscheint mir das eine sinnvolle Maßnahme, auch wenn die Kosten bis zu 25.000 EUR betragen. Das gesamte Baumpflanzprogramm benötigt etwa 52 Mio EUR.

Wo wird man die neuen Bäume finden? Anlage 1 zur Vorlage des Baureferats enthält die Positionen aller neuen Bäume in Grünflächen und Straßenbegleitgrün; Anlage 2 die neuen Baustandorte im entsiegelten Straßenraum, jeweils geordnet nach Stadtbezirk. Hier ein Auszug mit 40 neuen Bäumen in der Altstadt, darunter allein acht Standorte in der Sendlinger Straße:

Auszug aus der Anlage 2 zur Vorlage mit den Standorten für Neupflanzungen im Stadtbezirk 1

Die Mitglieder des Bauausschusses waren von der Vorlage begeistert und haben sie einstimmig verabschiedet.

Darüber hinaus wurde – endlich – beschlossen, für die Bäume innerhalb des mittleren Rings ein Baumkataster einzuführen. Wie bereits in einem früheren Bericht dargestellt, werden die städtischen Bäume in München bislang per Zettelwirtschaft verwaltet. Wie ein Online-Baumkataster funktioniert, kann man seit Jahren in Hamburg sehen, wo man per Mausklick zu jedem Baum aussagekräftige Daten abrufen kann:

Eine beispielhafter Eintrag im Hamburger Baumkataster

Hoffentlich gibt es solche Onlineinformationen in naher Zukunft auch in München, beispielsweise für die acht neuen Bäume in der Sendlinger Straße.

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