Die Sanierung der Münchner Brücken

Der Einsturz der Morandi-Brücke in Genua im August 2018 hat gezeigt, welche dramatische Folgen es haben kann, wenn Brückenbauwerke nicht regelmäßig geprüft und gegebenenfalls in Stand gesetzt werden. 43 Personen sind damals ums Leben gekommen.

Die eingestürzte Morandi-Brücke in Genua

Auch in München altern die Brücken und erfordern Sanierungen. Die seit Jahren andauernden Arbeiten an der Ludwigsbrücke sind ein Beispiel dafür. Deswegen fand ich einen Bericht des Baureferats interessant, der am vergangenen Dienstag den Stadträtinnen und Stadträten im Bauausschuss vorgestellt worden ist. Darin wird der Zustand der Münchner Brücken erläutert und erstmals ein „Koordiniertes Erhaltungsprogramm“ vorgestellt.

Nach Art. 42 des Bayrischen Straßen- und Wegegesetzes sind die Gemeinden für den Unterhalt der innerstädtischen Straßen und damit auch der Brücken zuständig. In München gibt es rund 630 Brücken und Unterführungen, um die sich das Baureferat kümmern muss. Zwar wird der Zustand dieser Bauwerke fortlaufend überwacht. Allerdings hat das Baureferat erst jetzt in einer Vorlage eine Gesamtübersicht über den Zustand der Brücken in München sowie einen koordinierten Plan zu deren Erhaltung vorgelegt. Und da sieht man, dass durchaus Handlungsbedarf besteht.

Laut der Vorlage haben Brücken aus dem vielfach verwendeten Spannbeton (Beton mit Stahlbewehrungen im Innern) eine Nutzungsdauer von etwa 70 Jahren, „wobei ein optimaler Unterhalt vorauszusetzen ist“ . Ob diese Voraussetzung in München immer erfüllt war und ist, lässt die Vorlage offen. Zugenommen hat in jedem Fall die Belastung der Brücken, durch das gestiegene Verkehrsaufkommen, insbesondere mit schweren LKWs. Dadurch entstehen Risse im Beton, Feuchtigkeit dringt ein und die Stahlbewehrung verrostet. Auch bei der oben gezeigten Morandi-Brücke wird dies als eine Ursache für den Einsturz diskutiert.

In der Vorlage des Baureferats zu den Münchner Brücken findet sich eine Darstellung, die ein Gesamtbild des Zustands der Bauwerke zeigt. Dabei werden Noten von 1 – 4 vergeben, wobei – anders als bei Schulnoten – bereits ab der Note 3 von einem nicht mehr ausreichenden Zustand ausgegangen wird. Bei einer Note 4 ist im Regelfall eine Sperrung der Brücke erforderlich.

Zustandsverteilung der Münchner Brücken

Bei den vier Bauwerken mit der Note 4 handelt es sich um kleine (Holz)Brücken für Fußgänger, die laut Baureferat demnächst ersetzt oder instandgesetzt werden. Problematischer sind die 23 Brücken mit der Note 3 und schlechter. Wie in der Vorlage erläutert wird, betreffen diese Bauwerke fast 15% der gesamten Brückenflächen der Stadt.

Das Baureferat hat jetzt zwei Maßnahmenpakete mit Brücken zusammengestellt, die in den nächsten Jahren saniert werden müssen. Bereits im ersten Paket finden sich solch zentrale Bauten wie die Donnersbergerbrücke und die Hackerbrücke. Das lässt erhebliche Behinderungen des innerstädtischen Verkehrs erwarten. Dass die Sanierungsprobleme jetzt so gehäuft auftreten, liegt daran, dass viele dieser Brücken in den 60er und den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet worden sind und sich jetzt dem Ende ihrer Nutzungsdauer nähern.

Eine gute Nachricht gab es dann aber doch. Die Thalkirchener Brücke – ein bekanntes Nadelöhr für Autos, Radfahrer und Fußgänger – kann voraussichtlich im Rahmen der anstehenden Sanierung deutlich verbreitert werden.

Die Thalkirchner Brücke in Blickrichtung nach Osten (Quelle: Goggle Maps)

Dazu soll die Fachwerkkonstruktion nach Süden ergänzt werden, sodass die Brückeoberfläche um 5,60 m verbreitert wird. Das könnte den häufigen Konflikt zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern an dieser Stelle erheblich verringern.

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