Licht und Schatten

Mehrfach habe ich in der Vergangenheit auf den schleppenden Ausbau der Solarenergie auf Münchens Dächern hingewiesen. Nun zeigt jedoch der aktuelle Bericht, den die Stadtverwaltung im Ausschuss für Klima und Umwelt am vergangenen Dienstag vorgelegt hat, dass die Dinge sich ändern. In den letzten zwei Jahren haben die Münchner Bürgerinnen und Bürger kräftig in die Fotovoltaik investiert.

Jährlicher PV-Zubau und installierte Gesamtleistung in München
(Quelle: Vorlage des Referats für Klima und Umwelt, S. 5)

Im Folgenden wird ein genauerer Blick auf die Zahlen geworfen. Daran kann man erkennen, dass es bis zu einem substantiellen Beitrag der Solarenergie zur Münchner Stromversorgung noch ein weiter Weg ist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der PV-Ausbau auf Mietshäusern und Gewerbeflächen immer noch auf niedrigem Niveau verharrt und auch der private Ausbau inzwischen wieder etwas abflaut.

Auf den ersten Blick ist der Zuwachs an Fotovoltaikanlagen in München sehr beeindruckend. Während bis 2021 die Marke von 10 MWp pro Jahr kaum überschritten wurde, sind 2022 bereits 13 MWp und 2023 mehr als 5200 neue Anlagen im Stadtgebiet mit zusammen über 39 MWp hinzugekommen. Dazu hat sicher auch das attraktive Förderprogramm der Stadt beigetragen, das ich in einem früheren Bericht erläutert habe und auf das Bürgermeister Dominik Krause in der Debatte verwiesen hat.

Aber was bedeuten eigentlich 39 MWp („Megawattpeak“) oder die 142 MWp an Gesamtleistung der Anlagen, die aktuell in München Strom aus Sonnenlicht erzeugen?

Die Antwort ist etwas ernüchternd. Im Schnitt können gerade mal 2% des Münchner Stromverbrauchs mit Solarenergie erzeugt werden, im Sommer natürlich deutlich mehr als im Winter. Beispielsweise trug die Photovoltaik am sonnigen Dienstag Mittag zu Sitzungsbeginn etwa 18% zum Münchner Strommix bei:

Der Münchner Strommix am vergangenen Dienstag um 14 Uhr: Rot bezeichnet fossile Erzeugung, gelb Fotovoltaik, dunkelblau Wasserkraft, hellblau Windkraft, dunkelgrün Biomasse und hellgrün weitere regenerative Erzeugungen.
(Quelle: App des Bayernwerks)

Da geht noch deutlich mehr. Hier ein zeitgleicher Blick nach Freiburg:

Der Strommix in Freiburg am Dienstag Mittag
(Quelle: App des Bayernwerks)

In Freiburg lag der aktuelle Anteil der Fotovoltaik bereits bei 55% und der Restanteil der fossilen Stromerzeugung bei nur noch 21%. Der CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde Strom war damit in Freiburg weniger als halb so hoch wie in München.

Nun könnte man meinen, dass auch in München bald Zahlen wie in Freiburg zu erwarten sind. Dazu wird es jedoch so schnell nicht kommen. Denn die hohen Zubauraten in 2022 und 2023 sind teilweise auf einen „Putinschock“ zurückzuführen. Die Angst vor dem Blackout und die zwischenzeitlich enorm gestiegenen Strompreise haben in 2022 und 2023 viele Privatpersonen veranlasst, in eine unabhängige Stromversorgung auf dem eigenen Dach zu investieren. Dieser Sondereffekt ist weitgehend vorbei. Aktuelle Zahlen aus dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur zeigen, dass der PV-Zubau von Januar bis Mai 2024 in München nur bei etwa 10 MWp liegt. Hochgerechnet entspricht das etwas mehr als 20 MWp für das Gesamtjahr 2024 und damit deutlich weniger als die 39 MWp aus 2023.

Der größte Hemmschuh liegt aber an anderer Stelle. Denn der große Anteil der Mietshäuser am Münchner Immobilienbestand trägt bislang wenig zum Ausbau der Solarenergie bei:

PV-Zubau und PV-Gesamtleistung auf Mietshäusern
(Quelle: Vorlage des Referats für Klima und Umwelt, S. 9)

Gerade mal 3 MWp sind in diesem Sektor bis 2023 insgesamt erreicht worden. Eine besondere Dynamik ist anders als bei privaten Investoren kaum zu erkennen. Offensichtlich zögern Hausverwaltungen und Eigentümergemeinschaften, sich mit den Regelungen für die Verwaltung der Einnahmen bzw. den Verkauf der erzeugten Stroms an die Mieter zu befassen. Mit dem sogenannten Solarpaket I, das seit 16. Mai 2024 in Kraft ist, hat die Ampelregierung versucht, diese Hürden abzubauen.

Eine Erläuterung der dort getroffenen Regelungen würde diesen Bericht sprengen. Ob es gelingt, damit den Ausbau der Solarenergie auf Mietshäusern endlich in Gang zu bringen, wird man sehen. Gleiches gilt für die Dächer von Gewerbeimmobilien. Der Bericht der Stadtverwaltung zeigt, dass deren Anteil nur bei etwa 10% des gesamten PV-Zubaus liegt. Grundsätzlich wird eine Hausverwaltung, eine Eigentümergemeinschaft oder ein Unternehmen den zusätzlichen Aufwand für die Installation und den Betrieb einer PV-Anlage solange scheuen, bis es offensichtlich ist, dass man damit gutes Geld verdienen kann. Idealismus oder Versorgungsängste spielen hier kaum eine Rolle.

Im Ergebnis gibt es Licht und Schatten beim Ausbau der Solarenergie in München. Mittelfristig habe ich aber keine Zweifel, dass diese Form der Energieversorgung immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Denn die Kosten für PV-Module sinken immer weiter. Wer sich die historische Entwicklung dazu vergegenwärtigen will, findet hier eine gut lesbare Zusammenstellung. Entscheidend ist dieses Diagramm:

Quelle: Übersichtsartikel zur Entwicklung der Fotovoltaik mit weiteren Referenzen

Immer wenn sich die weltweite Produktion von Solarmodulen verdoppelt hat, sind die Preise um etwa 25% gefallen – und das seit 40 Jahren! Lagen die Preise 1980 noch bei mehr als 30€ / Wp, liegen sie heute bei unter 0,5€ /Wp. Und ein Ende des Preisverfalls ist nicht in Sicht.

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