Bislang war es in diesem Winter in München zweimal recht kalt, einmal bereits im Dezember und dann Mitte Januar. Allerdings nimmt aufgrund des Klimawandels die Anzahl der „Eistage“ in München immer mehr ab. Und das hat Folgen. Denn strenger Frost verhindert die Ausbreitung ungebetener Gäste. Besondere Bedeutung hat dabei dieses Insekt, das Denguefieber, Zikaviren und andere Tropenkrankheiten übertragen kann:
Dass diese Mückenart inzwischen am Rhein auftritt, war mir bekannt. Allerdings haben es im letzten Sommer erste Exemplare auch nach München geschafft. Wahrscheinlich sind sie klimafreundlich mit der Bahn angereist. Jedenfalls liegt diese Vermutung nahe, wenn man den Bericht liest, den das Gesundheitsreferat dazu vor ein paar Tagen im Gesundheitsausschuss vorgestellt hat.
Seit 2019 stehen an verschiedenen Stellen in München Fallen für Tigermücken. Während 2022 kein Exemplar zu finden war, wurden 2023 in einer Falle an der Hackerbrücke in der Nähe des Bahnhofs 15 Tiere gefunden. Da liegt der Gedanke nahe, dass der ein oder andere Zug aus Italien, wo die Tigermücke seit den neunziger Jahren weit verbreitet ist, zur Fahrt nach München genutzt worden ist. Allerdings fanden sich in 2023 auch in anderen Fallen des Stadtgebiets einzelne Exemplare. Insgesamt konnten 35 Tigermücken nachgewiesen werden.
Wie groß ist die Gefahr, die von diesen Insekten ausgeht und wie reagiert die Stadtverwaltung? Droht ein „Tigermückenlockdown“, wenn in den eigenen vier Wänden ein Exemplar auftaucht?
Zunächst einmal ist die Tigermücke besonders lästig, da sie ihre Opfer nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag anfliegt. Klein ist sie, weniger als ein Zentimeter und daher schwerer zu entdecken als die heimischen Mückenarten. Und nicht jede Mücke mit Streifen auf dem Körper ist eine Tigermücke.
Die in Deutschland weit verbreitete Ringelmücke hat ebenfalls weiße Streifen auf dem Körper. Sie ist aber größer (10 – 13 mm) und hat keinen schwarzen Körper, sondern ist eher graubraun.
Wer unsicher ist, was er in seiner Wohnung gefunden hat, kann das Exemplar an das Gesundheitsreferat schicken und identifizieren lassen. Auf einer besonderen Webseite der Stadt findet man dazu weitere Informationen zusammen mit Ratschlägen, wie man es der Tigermücke erschwert, sich im eigenen Garten anzusiedeln. Wichtigster Hinweis ist, Wasseransammlungen zu vermeiden bzw. das Wasser eines Vogelbads o.ä. regelmäßig auszutauschen, damit dort keine Larven heranwachsen können.
Bislang wird das Risiko der Übertragung der genannten Krankheiten durch die Tigermücke als gering betrachtet. Tatsächlich ist bislang kein Fall nachgewiesen, wo es zu solch einer Ansteckung in Deutschland gekommen ist. Auch alle 53 Fälle von Denguefieber in München in 2023 stehen laut Gesundheitsreferat mit vorhergehenden Reisen in Länder in Verbindung, in denen diese Krankheit weit verbreitet ist.
Ist damit alles gut? Wohl kaum, denn das Gesundheitsreferat rechnet in seinem Bericht ganz nüchtern damit, dass die Tigermücke
„im Lichte des Klimawandels perspektivisch ein fester Bestandteil der Stechmückenpopulation in München werden wird, mit möglichen Auswirkungen auch auf die Gesundheit der Münchner Bevölkerung.“
Mit anderen Worten glaubt die Verwaltung selbst nicht daran, dass die Informationsmaßnahmen über die Brutstätten der Tigermücke deren Ausbreitung auf Dauer wird verhindern können. Das gleiche gilt für die geplante Behandlung der Münchner Kanalisation (Gullys und Kanäle) mit einem Mittel, das das Larvenwachstum verhindert. Auch diese Maßnahme kann nach Aussage des Gesundheitsreferats die Ausbreitung der Tigermücke wohl nur verlangsamen, aber nicht verhindern.
Die Mitglieder des Gesundheitsausschusses haben sich für den Bericht bedankt und ihn ohne weitere Diskussion zur Kenntnis genommen. Das hat mich etwas überrascht. Denn es stellt sich schon die Frage, was passiert, wenn es in München einmal zu lokalen Infektionen kommt, wie sie beispielsweise in Paris im September 2023 befürchtet worden sind. Dort wurden mehrere Nachbarschaften vorbeugend mit Insektiziden behandelt. Wäre das Gesundheitsreferat darauf vorbereitet, solche Aktionen auch hier durchzuführen? Noch mehr Expertise, wie man durch Mücken übertragene Krankheiten bekämpft, haben tropische Länder wie beispielsweise Vietnam. Da scheint es mir sinnvoll, sich frühzeitig zu erkundigen, wie München im Ernstfall reagieren kann.
Eine (halb-) gute Nachricht gibt es zum Schluss. Anders als der Bericht des Gesundheitsreferats vermuten lässt, gibt es seit 2018 mehrere zugelassene Impfstoffe gegen Denguefieber. Allerdings sind diese Impfstoffe bislang nur für Personen empfohlen, die älter als vier Jahre sind. Das reicht jedoch nicht, da die schweren Verläufe des Denguefiebers zu 90% Kinder betreffen. Laut Robert-Koch-Institut sind aber weitere Impfstoffe in der Entwicklung.