Die Münchner Trinkwasserversorgung erfolgt zum weitaus überwiegenden Teil durch Quellwasser aus dem Mangfall- und dem Loisachtal. Daneben – oder eigentlich darunter – gibt es das sogenannte Tiefengrundwasser, das sich in tieferen Gesteinsschichten befindet, die in früheren Erdzeitaltern entstanden sind. Auf den Seiten des Bayrischen Landesamtes für Umwelt findet man dazu Folgendes:
„Tiefengrundwasser regeneriert sich nur langsam..[…].. Tiefengrundwasservorkommen bestehen unter anderem im […] Tertiär (Vorlandmolasse)..[….]. Typisch sind die natürliche Reinheit und ein hohes Alter von mehreren Jahrzehnten bis Jahrtausenden. Bei jedem Eingriff in das Tiefengrundwasser und bei der Nutzung von Tiefengrundwasser besteht ein besonderes Risiko nachteiliger irreversibler Veränderungen der Wasserbeschaffenheit und Wassermenge. […]… Tiefengrundwasser [stellt] eine „eiserne Reserve“ für die Versorgung der Bevölkerung in besonderen Not- und Krisenfällen dar und ist daher besonders zu schonen.“
Umso überraschender ist die Tatsache, dass tertiäres Grundwasser unterhalb Münchens in steigendem Umfang genutzt wird. Im Ausschuss für Klima und Umweltschutz wurde dazu gestern der jährliche Bericht verabschiedet, der zeigt, wie damit umgegangen wird.
Neben mehreren Tiefbrunnen für das Trinkwasser der Gemeinde Karlsfeld, mit denen auch angrenzende Gebiete Münchens versorgt werden, sind die Hauptnutzer des tertiären Grundwassers die Münchner Brauereien.
Mit anderen Worten wird aus der „eisernen Reserve“ Bier!
Der Bericht weist daraufhin, dass die tatsächliche Entnahme in 2020 nur bei etwa 75% der erlaubten Menge gelegen hat. Allerdings ist die Nutzung über die letzten Jahre angestiegen, wie man an der rechten Spalte der folgenden Tabelle aus dem Bericht sehen kann:
Ist das nun ein Problem für die „eiserne Reserve“? Ich bin kein Hydrogeologe und muss mich daher auf die Aussagen im Bericht verlassen. Danach muss für jeden Tiefwasserbrunnen mit einem Gutachten nachgewiesen werden, dass die langsame Neubildung des Tertiärgrundwassers und seine Nutzung im Gleichgewicht sind. Nachvollziehen lassen sich diese Aussagen anhand des Berichts allerdings nicht.
Versucht man sich ein Bild über die Lage des tertiären Grundwasser in München zu machen, findet man auf den Seiten des „Niedrigwasser-Informationsdienstes Bayern“ folgende Darstellung:
Der Bestand, d.h. die gemessenen Abflüsse, unterscheiden sich zum Teil ganz erheblich. Einige Messstellen in der Münchner Umgebung zeigen dauerhaft niedrige Werte, beispielswiese die Messtelle in Eschenried, unweit der Entnahmestelle der Paulaner Brauerei an ihrem neuen Produktionsstandort Langwied.
Ob es hier irgendwelche Zusammenhänge gibt, kann ich nicht beurteilen. Aber interessieren würde es mich schon, um genauer zu verstehen, ob mit der „eisernen Reserve für Krisen und Notfälle“ unseres Tiefengrundwassers wirklich sorgsam umgegangen wird und nicht zu viel davon einfach zu Bier wird.
Der Ausschuss hat den Bericht für 2020 ohne Diskussion zur Kenntnis genommen. Vielleicht gibt der nächste Bericht zum Verbrauch in 2021 Anlass und Gelegenheit, einmal genauer hinzuschauen.